Cannabis in der Schwangerschaft und Stillzeit: Gefahren und Tabus

Cannabis in der Schwangerschaft und Stillzeit: Gefahren und Tabus

Die Nutzung von Cannabis ist in vielen Lebensbereichen enttabuisiert worden – doch wenn es um Schwangerschaft und Stillzeit geht, geraten viele Menschen ins Grübeln. Darf man in dieser sensiblen Phase überhaupt Cannabis konsumieren? Welche Auswirkungen hat THC oder CBD auf das ungeborene Kind oder das Neugeborene? Und wie sieht es mit der rechtlichen Lage aus? Dieser Beitrag beleuchtet die medizinischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekte rund um Cannabis in der Schwangerschaft und Stillzeit.

Warum Schwangere zu Cannabis greifen – ein Blick hinter die Kulissen

Einige Schwangere berichten, dass sie Cannabis zur Linderung von Schwangerschaftsübelkeit, Angstzuständen oder Schlafproblemen nutzen. Vor allem in Ländern, in denen medizinisches Cannabis legalisiert ist, scheint es für einige eine vermeintlich sanfte Alternative zu chemischen Medikamenten zu sein. Doch die Datenlage warnt.

Die Wirkung von Cannabis auf den Fötus

THC – der psychoaktive Bestandteil von Cannabis – passiert die Plazenta und erreicht das ungeborene Kind. Studien weisen darauf hin, dass THC das zentrale Nervensystem des Embryos beeinflussen kann. Risiken umfassen:

  • niedrigeres Geburtsgewicht
  • Störungen in der neuronalen Entwicklung
  • höheres Risiko für Aufmerksamkeitsstörungen im Kindesalter

Auch wenn manche Schwangere nur gelegentlich konsumieren, ist selbst dieser Konsum nicht risikofrei. Viele Expert*innen raten daher dringend ab.

Stillzeit: Gelangt THC in die Muttermilch?

Ja, THC ist fettlöslich und reichert sich in der Muttermilch an. Studien zeigen, dass Babys von Konsumentinnen THC über die Muttermilch aufnehmen. Mögliche Folgen sind:

  • verminderte motorische Entwicklung
  • Veränderungen im Schlafverhalten
  • Störungen der Hirnreifung

Die Rolle von CBD – eine sichere Alternative?

Auch CBD (Cannabidiol) ist ein Cannabinoid, allerdings nicht psychoaktiv. Dennoch: Die Forschung steht noch am Anfang, und auch CBD könnte über Plazenta und Muttermilch auf das Kind wirken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft CBD zwar als grundsätzlich unbedenklich ein, doch bei Schwangeren und Stillenden raten viele Ärzte zur Vorsicht.

Medizinische Einschätzung: Was sagen Fachgesellschaften?

Internationale Fachgesellschaften wie das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) und das Bundesinstitut für Risikobewertung raten klar von Cannabiskonsum während der Schwangerschaft und Stillzeit ab.

Organisation Empfehlung
ACOG Kein medizinischer oder freizeitlicher Konsum empfohlen
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie THC und CBD meiden – auch in Form von Ölen oder Tees
WHO CBD möglicherweise sicher, aber nicht bei Schwangerschaft

Gesetzliche Lage: Ist Cannabiskonsum in der Schwangerschaft strafbar?

In Deutschland ist der Konsum von Cannabis seit April 2024 unter bestimmten Bedingungen legal. Für Schwangere gibt es jedoch keinen Sonderparagrafen – rechtlich gesehen bleibt Konsum nicht strafbar, sofern keine Kindeswohlgefährdung vorliegt.

Problematisch wird es allerdings, wenn Hebammen, Kinderärzt*innen oder das Jugendamt einen Verdacht auf eine Gefährdung des Kindeswohls durch Cannabis melden. Dann kann ein Kinderschutzverfahren eingeleitet werden.

Gesellschaftliche Tabus und medizinische Realität

Während das Thema Alkohol in der Schwangerschaft weitestgehend gesellschaftlich geächtet ist, wird Cannabis oft bagatellisiert. Ein gefährlicher Trugschluss. Die Gesellschaft muss lernen, auch Cannabis in der Schwangerschaft differenziert, aber kritisch zu betrachten.

Fazit: Klare Empfehlungen, noch offene Fragen

Auch wenn die Studienlage zu Cannabis in Schwangerschaft und Stillzeit noch Lücken aufweist, sind die bisherigen Erkenntnisse deutlich genug, um zu einer klaren Empfehlung zu kommen: Kein Konsum in dieser sensiblen Phase. Wer unter Beschwerden leidet, sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen – und keine Selbstmedikation mit Cannabisprodukten vornehmen.

Alternative Wege zur Linderung von Beschwerden

  • Akupunktur gegen Übelkeit
  • Entspannungsverfahren bei Ängsten
  • Therapieangebote für Schwangere mit Suchtvergangenheit

Der Verzicht auf Cannabis in dieser Lebensphase ist ein Zeichen von Verantwortung – gegenüber dem Kind und sich selbst.

Häufige Fragen zum Thema Cannabis (FAQ)

Ja, der Konsum von Cannabis während der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind schädigen. THC passiert die Plazenta und kann die Gehirnentwicklung beeinträchtigen sowie das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten erhöhen.

Nein, THC wird über die Muttermilch übertragen und kann beim Säugling Entwicklungsstörungen verursachen. Ärzte raten vom Konsum während der Stillzeit dringend ab.

Obwohl CBD nicht psychoaktiv ist, gibt es noch keine gesicherten Daten zur Unbedenklichkeit während der Schwangerschaft. Auch hier raten Mediziner zu Vorsicht und Verzicht.

Studien zeigen, dass Kinder von Cannabis-konsumierenden Müttern häufig ein geringeres Geburtsgewicht haben, was mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Zur Linderung von Beschwerden empfehlen sich Akupunktur, Atemtechniken, Gesprächstherapie oder pflanzliche Mittel nach Rücksprache mit dem Arzt.

Der Konsum an sich ist nicht strafbar, kann jedoch als Kindeswohlgefährdung bewertet werden und unter bestimmten Umständen ein Verfahren beim Jugendamt auslösen.